Nordkirchen. Die geplante Ansiedlung der RCS-Gruppe aus Werne im Gewerbegebiet an der Ferdinand-Kortmann-Straße ist endgültig vom Tisch. Das mittelständische Recyclingunternehmen, das sich auf die Aufbereitung und Verwertung von Einwegpfandflaschen spezialisiert hat, zog seine Pläne überraschend zurück. In der Stellungnahme vom 31. Oktober begründet die RCS-Gruppe ihre Entscheidung:

„Animiert durch die Mehrheitsbeschlüsse des Nordkirchener Rates zum Regionalplan in den Jahren 2021 bis 2023 haben wir uns mit der RCS-Gruppe für die vorgesehene Potenzialfläche für Gewerbe und Industrie beworben. Im Rahmen dieses Entwicklungsprozesses stehen wir seit Januar 2024 mit allen Parteien in einem guten konstruktiven Austausch.

Wenngleich sich der Ortsverband Nordkirchen von Bündnis90 / Die Grünen in seinem Strategiepapier für die Förderung von Unternehmen der Kreislaufwirtschaft sowie für Maßnahmen zur CO2-Reduzierung ausspricht, hat er in einem sehr frühen Stadium die Ansiedlung von RCS abgelehnt, obwohl wir beide Tatbestände nachweisbar vorbildlich erfüllen. Das Fraunhofer Institut hat der RCS-Gruppe durch ihre Recyclingtätigkeit eine Einsparung von 169.063t CO2-Äquivalenten für das Jahr 2023 attestiert. Diese Leistung geht produktionsbedingt aber nicht in kleinen manufakturartigen Gewerbebetrieben, deren Ansiedlung willkommener zu sein scheint.

Selbstverständlich akzeptieren wir Meinungsvielfalt. Dennoch möchten wir unsere Enttäuschung zum Ausdruck bringen, dass nun die CDU Nordkirchen im Rahmen des Planungsverfahrens ihren politischen Abstand zur RCS-Ansiedlung artikuliert, gleichzeitig aber das Potenzial dieser Fläche zur Ansiedlung weiterer Gewerbebetriebe aufrecht erhält.

Damit sind die Bedenken über die Versiegelung von Flächen nicht vom Tisch. Denn egal, ob kleinteiliges Gewerbe oder industriell arbeitende Unternehmen angesiedelt werden, es geht immer um versiegelte Flächen. Genau wie Wohngebiete und deren erforderliche Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, Turn- und Sporthallen) Versiegelungen erfordern. Darüber hinaus müssen die dazu gehörenden Infrastruktureinrichtungen bezahlt werden. Die Haupteinnahmequelle hierfür ist und bleibt die Gewerbesteuer.

Auch Nordkirchen wird in den nächsten Jahren finanzielle Herausforderungen meistern müssen, da die Ausgaben durch die bisherigen Einnahmen nicht mehr gedeckt sein werden. Die Wahl wird dann zwischen höheren Gewerbesteuereinnahmen und Anhebungen von Grundsteuer A und B getroffen werden. Übrigens sind die Gewerbesteuereinnahmen von mehreren kleinen Betrieben in der Summe deutlich niedriger als von ein oder zwei großen Betrieben.

Verwunderung über Bedenken der CDU

Im aktuellen Infobrief der CDU Nordkirchen werden Bedenken über den Prozess der Grundstücksabwicklung angesprochen, weil die Kommune angeblich nicht mit am Verhandlungstisch sitzt. Diese Aussage nehmen wir als RCS mit großer Verwunderung wahr. Die für die gewerbliche Entwicklung benötigten Grundstücke sind im Besitz von zwei Eigentümern. Einer der Eigentümer ist die Gemeinde Nordkirchen. Damit ist der Rat unmittelbar am Grundstücksverkauf beteiligt. Des Weiteren möchten wir auch an dieser Stelle noch einmal betonen, dass wir seit Jahresanfang mit allen Parteien im regen Austausch stehen und nicht erst (wie im gleichen Infobrief erwähnt) seit drei Monaten.

Trotz des Verlaufs dieses Entwicklungsprozesses möchten wir uns bei allen Beteiligten bedanken, die sich ernsthaft und konstruktiv mit unserer Interessenbekundung zur Ansiedlung beschäftigt haben. Die agierenden kommunalen Politikerinnen und Politiker haben es nicht immer leicht. Oftmals sind sie Schelten betroffener Bürgerinnen und Bürger ausgesetzt, die eher emotionalisiert und weniger sachlich fundiert bewerten. Und dennoch müssen sie die vielfältigen Interessen abwägen und möglichst vorausschauende Entscheidungen treffen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist in unserer Gesellschaft unverzichtbar!

Wir ziehen als RCS-Gruppe offiziell unser Interesse an einer Unternehmensansiedlung in Nordkirchen zurück und wünschen den nächsten ansiedlungswilligen Unternehmen, dass sie auf ein verständnisvolleres Umfeld treffen.“, heißt es in der Stellungnahme der RCS-Geschäftsführung.

RCS weiterhin zuversichtlich

„Wir fühlen uns als führendes Unternehmen im Sekundärrohstoffbereich in der Verantwortung. Also müssen und wollen wir expandieren, denn es geht um klimarelevante Ziele und wirtschaftliche Entwicklung und daraus resultierend um Arbeitsplätze, Kaufkraft und Steuereinnahmen, daher werden wir weiter nach interessanten Standorten suchen.

Der Rückzug aus Nordkirchen hat keine Auswirkungen auf die geplante Erweiterung in Werne, deren Planungsstand sich in einem fortgeschritteneren Stadium befindet.“, verkündet die Geschäftsführung der RCS-Gruppe.

 

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